Kein Schweiß, keine Musik aber 25.000 € an Spendengeldern
Volle Dreiburgenhalle, heiße Rhythmen, laute Musik, dröhnender Bass, schwitzende Sportler, Beine, die unentwegt die Fahrradkurbel drehen – so sollte es am vergangenen Wochenende sein. Leider das zweite Jahr hintereinander gähnende Leere in der Halle, Stille, klare Luft. Wieder musste der 24-Stunden-Indoor-Cycling-Marathon des RSC Tittling wegen Corona abgesagt werden. Corona stoppt Viel aber nicht die Schicksale von Menschen und nicht die Hilfebedürftigkeit Behinderter und Kranker. Dies erfuhr der Vorstand des RSC Tittling, Günther Schwarzkopf bei einem Aufenthalt im Krankenhaus Murnau. Er selbst schwer körperlich behindert lernte dort Manfred Griebl kennen. Dieser war nach einem Traktorunfall in Behandlung in Murnau. Er fuhr mit dem Traktor und hatte seinen einjährigen Sohn dabei. Durch einen technischen Defekt überschlug sich das Gefährt und Vater und Sohn wurden schwer verletzt. Der Vater saß bis vor kurzem im Rollstuhl nachdem er sich zahlreiche Knochenbrüche und andere schwere Verletzungen zugezogen hatte. Der rechte Arm war nicht mehr zu retten. Der kleine Junge wurde ebenfalls schwer verletzt, ist seit dem Unfall gelähmt. Günther Schwarzkopf dachte sofort daran, dass dieser Familie geholfen werden muss. Auch deswegen, weil noch ein Baby unterwegs ist.
In Murnau erfuhr er von einem weiteren Schicksal. Der 17jährige David Mühlbauer aus Grafenau stürzte letztes Jahr vom Balkon und ist seitdem vom 1. Brustwirbel abwärts gelähmt, sitzt ebenfalls im Rollstuhl. Für den 17jährigen ein Einschnitt in das Leben eines Teenagers. Er, der in Ausbildung zum Industriekaufmann ist, ist plötzlich auf andere angewiesen. Doch sein Motto lautet „Nicht aufgeben, es geht immer weiter“. Ein großes Vorbild ist für ihn Schwarzkopf, der trotz seines Handicaps eine Firma führt und als Vorstand des RSC Tittling wirkt. Und eben in dieser Aufgabe organisierte er den 24-Stunden-Indoor-Cycling-Marathon. Aber was machen in Zeiten von Corona. Er ließ seine Beziehungen spielen und schrieb alle bisherigen Teilnehmer, Spender und Sponsoren der Veranstaltung an, schilderte die Schicksale und bat um Spenden. Und die Spenden flossen. Insgesamt 25.000 € kamen zusammen, die am Samstag übergeben werden konnten. An dem Samstag an dem wieder einmal der Startschuss fallen sollte.
Nachdem so viele dem Spendenaufruf gefolgt waren konnte für Lenya Braumandl aus Tittling ein Fahrradanhänger für das E-Bike beschafft werden. So kann Lenya bei den Fahrradausflügen der Familie dabei sein. Leider ist es so, dass viel darüber gesprochen wird, dass Menschen mit Handicap am Leben teilhaben können, aber wenn es um die Umsetzung geht, ist kein Geld da. Und sobald ein Gerät für medizinische Zwecke verwendet wird, ist es gleich um ein Vielfaches teurer als normal.
Zu guter Letzt konnten noch 2500,- € an die Kinderkrebshilfe Rottal-Inn übergeben werden. Edith Lindbüchl, eine der Familienhelferinnen nahm den Spendenscheck entgegen.
Zur Spendenübergabe konnte der RSC die betroffenen Familien begrüßen. Der Einladung nach Tittling sind auch der Bürgermeister von Tittling, Helmut Willmerdinger, die Vorfahrerinnen und Vorfahrer des Marathons und Klaudia und Helmut Meisl vom Verein Sportlich Helfen e.V. gefolgt. Die Anwesenden erfuhren über die einzelnen Spendenempfänger und den Spendenaufruf. Gedankt wurde dem Verein Sportlich helfen, der im Hintergrund wieder die Spenden verwaltete. Seit Jahren gibt es diese Zusammenarbeit zwischen den beiden Vereinen zum Wohl der Spendenempfänger.
Erfolgreich ist seit Jahren auch die unproblematische Zusammenarbeit mit der Rautenberg-Stiftung mit Heinrich Höcherl an der Spitze. Dies vereinfacht die Weitergabe der Spenden enorm.
Bürgermeister Helmut Willmerdinger dankte dem RSC und Sportlich Helfen für das Engagement. Auch er bedauerte es, dass die Veranstaltung wieder nicht stattfinden konnte war aber umso überraschter, dass trotzdem eine so hohe Spendensumme zusammenkam. Er betonte, dass der jährliche Spendenmarathon über die Landkreisgrenzen bekannt sei. Er selbst ließ es sich nie nehmen eine Stunde auf dem Spinning-Bike zu strampeln.
Alle hoffen, dass im nächsten Jahr die Dreiburgenhalle wieder bebt und der 24-Stunden-Indoor-Cycling-Marathon wieder alle begeistert.